Die „Camper Bibel“ von 1312
Vortrag von Gerhard Schöpkens bei der Europäischen Begegnungsstätte am Kloster Kamp e.V. (Bericht)
Es erstaunt immer wieder, wie viele interessierte Besucher sich sonntagnachmittags, und sei es noch so schönes Wetter, auf den Kamper Berg begeben, um einem der stets besonderen Vorträge dort zuzuhören. Die Europäische Begegnungsstätte lädt dazu regelmäßig in den Rokokosaal des alten Klosters ein. Und diesmal war der Vortrag in der Tat ganz ortsbezogen. Er wurde dort gehalten, wo vor mindestens 705 Jahren die Camper Bibel geschrieben wurde. Der genius loci durchwehte den Raum. Gerhard Schöpkens konnte beim Besitzer des Originals, der Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“, nach langwierigen Verhandlungen erreichen, dass für den Verein der Europäischen Begegnungsstätte ein aufwändiger Fotodruck hergestellt wurde und den Mitgliedern übergeben werden konnte, wofür der Verein schon seit Jahren finanzielle Rückstellungen angespart hatte. Dieses Kleinod lag nun am Sonntag (22.1.17) aus und konnte von der Öffentlichkeit bestaunt werden. Genauso wichtig, vielleicht noch mehr, waren die Ausführungen von Vorstands-mitglied Gerhard Schöpkens, der sich monatelang in die äußerst komplizierte Materie „hineingekniet“ hat, nicht nur wegen des kaum zu entziffernden Mittel-lateins, sondern vor allem aufgrund der für den heutigen Menschen nicht so richtig durchschaubaren Zusammenstellung. Es handelt sich nicht um eine klare Darstellung der Hieronymusbibel (Vulgata), sondern eigentlich um Bruchstücke des Pentateuchs (christl.: Altes Testament), aufgeteilt in zwei Codices. So war es für den Vortragenden eine für ihn wohl selbstverständliche Aufgabe, nicht nur die Entstehung dieser berühmt gewordenen Bibelübersetzung des hl. Hieronymus darzustellen, sondern im Kontext dazu auch die Irrungen und Wirrungen der jungen christlichen Kirche nach dem Ende der Verfolgungszeit verständlich zu machen. Der Vortrag ist auch in die Publikationsreihe des Vereins aufgenommen worden. A. Sw.